Angriff trifft auch Kreißsaal: Mehrere Explosionen erschüttern Odessa
Odessa – Die ukrainische Hafenstadt Odessa ist in der Nacht zum Dienstag erneut Ziel eines schweren russischen Angriffs geworden. Mehrere Explosionen erschütterten das Stadtgebiet, darunter auch ein besonders schockierender Einschlag: Eine Entbindungsklinik wurde getroffen. Obwohl das Krankenhausgebäude stark beschädigt wurde, überlebten alle Mütter, Neugeborenen und das medizinische Personal wie durch ein Wunder.
Nach Angaben der ukrainischen Behörden schlugen insgesamt sechs Raketen und mehrere Kamikaze-Drohnen in verschiedenen Teilen der Stadt ein. Die Angriffe richteten sich laut dem ukrainischen Militär gezielt gegen zivile Infrastruktur. Besonders erschütternd: Eine der Raketen traf den Kreißsaal eines großen städtischen Krankenhauses im Stadtteil Primorskyj.
„Das ist ein Angriff auf das Leben selbst“, sagte Bürgermeister Hennadij Truchanow bei einer Pressekonferenz. „Dass ein Ort, an dem neues Leben beginnt, zum Ziel wird, ist ein Zeichen für die völlige Missachtung menschlicher Werte.“
Aufnahmen aus dem Inneren der Entbindungsklinik zeigen zerbrochene Fenster, herabgestürzte Deckenplatten und zerborstene medizinische Geräte. In der Klinik befanden sich zum Zeitpunkt des Einschlags acht Mütter mit ihren Neugeborenen. Trotz der Wucht der Explosionen wurde niemand tödlich verletzt. Drei Mütter und zwei Krankenschwestern erlitten leichte Schnittwunden durch Glassplitter.
Präsident Wolodymyr Selenskyj verurteilte den Angriff scharf und sprach von einem „Akt des Terrors“. In einer Videoansprache betonte er, dass Russland „selbst vor den verletzlichsten Menschen – Müttern und Babys – nicht zurückschreckt“. Er kündigte an, den Fall vor internationale Gremien zu bringen und sprach den betroffenen Familien seine Solidarität aus.
Auch international lösten die Angriffe Bestürzung aus. Die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock schrieb auf X (vormals Twitter): „Der Angriff auf eine Geburtsklinik ist durch nichts zu rechtfertigen. Russland muss diesen barbarischen Krieg sofort beenden.“ Die EU kündigte an, die Lieferung zusätzlicher Luftabwehrsysteme für die Ukraine zu beschleunigen.
Neben dem Kreißsaal wurden auch ein Wohnhaus, ein Einkaufszentrum und Teile des Hafens beschädigt. Laut dem ukrainischen Zivilschutz wurden mindestens 18 Menschen verletzt, darunter auch zwei Kinder. Rettungskräfte waren bis in die frühen Morgenstunden im Einsatz.
Odessa, eine Stadt mit über einer Million Einwohnern und kulturellem Erbe von globaler Bedeutung, steht seit Beginn des russischen Angriffskriegs immer wieder unter Beschuss. Die neuerlichen Attacken zeigen erneut die dramatische Lage in der Region und rücken die Notwendigkeit internationaler Unterstützung in den Fokus.
Die ukrainische Luftabwehr konnte nach offiziellen Angaben mehrere Drohnen und Raketen abfangen, doch nicht alle konnten gestoppt werden. In der Bevölkerung wächst die Angst – und zugleich die Entschlossenheit, standzuhalten.