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Berlin erwägt keine Lieferung von Taurus-Marschflugkörpern an Kiew

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Berlin erwägt keine Lieferung von Taurus-Marschflugkörpern an Kiew

Berlin – Die deutsche Bundesregierung plant derzeit nicht, Taurus-Marschflugkörper an die Ukraine zu liefern. Das bestätigten mehrere Regierungsquellen am Montag. Die Entscheidung folgt auf monatelange Diskussionen über die Notwendigkeit und die Risiken einer Lieferung der weitreichenden Waffensysteme an Kiew im Rahmen der Unterstützung gegen die russische Invasion.

Die Taurus-Marschflugkörper sind hochpräzise, luftgestützte Waffen mit einer Reichweite von bis zu 500 Kilometern. Sie gelten als strategisch bedeutend, da sie Ziele tief im feindlichen Gebiet treffen können – darunter Kommandozentralen, Munitionsdepots und kritische Infrastruktur. Eine Lieferung hätte somit das militärische Potenzial der Ukraine erheblich gestärkt. Gleichzeitig befürchten Kritiker, dass ein solcher Schritt zu einer weiteren Eskalation mit Moskau führen könnte.

Bundeskanzler Olaf Scholz äußerte sich am Rande eines Treffens der NATO-Verteidigungsminister in Brüssel zurückhaltend: „Wir unterstützen die Ukraine weiterhin umfassend. Aber jede Waffenlieferung muss sorgfältig abgewogen werden – sowohl in Bezug auf die Wirksamkeit als auch auf die sicherheitspolitischen Folgen für Deutschland und Europa.“

Hinter den Kulissen scheint insbesondere das Ausmaß der deutschen Kontrolle über den Einsatz der Taurus-Raketen eine zentrale Rolle zu spielen. Die Bundesregierung betont, dass man keine Waffen liefern wolle, bei denen unklar sei, ob sie ausschließlich im ukrainischen Territorium eingesetzt würden. Dies sei notwendig, um eine direkte Verwicklung Deutschlands in den Konflikt zu vermeiden.

Die Opposition reagierte gespalten auf die Entscheidung. CDU-Verteidigungspolitiker Roderich Kiesewetter warf der Regierung Zögerlichkeit vor: „Deutschland muss endlich Verantwortung übernehmen. Wenn wir der Ukraine helfen wollen, den Krieg zu beenden, dann müssen wir auch die notwendigen Mittel liefern – dazu gehören auch Taurus-Marschflugkörper.“

Anders äußerten sich Vertreter der Linkspartei und der AfD, die eine Lieferung grundsätzlich ablehnen. Sie warnten vor einer gefährlichen Spirale der Eskalation und forderten stattdessen diplomatische Lösungen.

Unterdessen setzen andere westliche Partner weiterhin auf militärische Hilfe. Frankreich und Großbritannien haben der Ukraine bereits weitreichende Raketensysteme geliefert, darunter die Storm Shadow und SCALP-Raketen. Diese gelten als vergleichbar mit dem deutschen Taurus-System.

Die Ukraine selbst hatte mehrfach explizit um Taurus-Marschflugkörper gebeten. Präsident Wolodymyr Selenskyj betonte in einem Interview vergangene Woche, dass solche Waffen entscheidend für den Schutz ukrainischer Städte und die Rückeroberung besetzter Gebiete seien.

Ob Berlin seine Haltung in den kommenden Monaten ändert, bleibt offen. Experten vermuten, dass der Druck auf die Bundesregierung steigen wird, sollte sich die Lage an der Front weiter verschärfen oder sich die westlichen Verbündeten auf eine koordinierte Lieferung weitreichender Waffensysteme einigen. Bis dahin bleibt die Entscheidung ein Balanceakt zwischen militärischer Hilfe und sicherheitspolitischer Zurückhaltung

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