Dauerbeschuss aus Russland: Für Kiew ist die Hölle normal
Dauerbeschuss aus Russland: Für Kiew ist die Hölle normal
Kiew, die Hauptstadt der Ukraine, erlebt seit Monaten einen nicht enden wollenden Albtraum. Der russische Dauerbeschuss hat den Alltag der Menschen in einen Zustand permanenter Angst und Unsicherheit verwandelt. Was einst als Ausnahme galt – Luftalarme, Explosionen, Stromausfälle – ist mittlerweile zur Normalität geworden. Die Bewohner sprechen von einer „neuen Realität“, in der selbst Kinder lernen müssen, Sirenen zu deuten und sich blitzschnell in Bunkern zu verstecken.
Seit Beginn der großangelegten russischen Invasion im Februar 2022 hat sich die Intensität der Angriffe auf Kiew phasenweise verschärft. In den letzten Wochen meldeten ukrainische Behörden fast täglich Raketen- und Drohnenangriffe, viele davon auf Wohngebiete, kritische Infrastruktur und Energieversorgung. Ziel ist es offenbar, nicht nur militärische Strukturen, sondern auch die Widerstandskraft der Bevölkerung zu zerstören. Doch der Effekt ist häufig das Gegenteil: Die ukrainische Moral bleibt trotz allem bemerkenswert hoch.
Für viele Bewohner Kiews ist das Leben zu einem ständigen Balanceakt geworden. Schulen und Universitäten haben sich auf hybriden Unterricht eingestellt, bei dem jederzeit auf Onlinebetrieb umgestellt werden kann. Krankenhäuser arbeiten mit Notstromaggregaten und Personal, das seit Monaten kaum Ruhe findet. Und während in den westlichen Teilen des Landes das öffentliche Leben vergleichsweise geordnet verläuft, ist Kiew zu einem Symbol für Durchhaltevermögen geworden – aber auch für das Leid des andauernden Krieges.
Internationale Beobachter sprechen von einer „systematischen Terrorisierung der Zivilbevölkerung“. Russland nutzt nicht nur militärische Mittel, sondern zielt gezielt auf psychologische Erschöpfung. Dennoch zeigt sich die ukrainische Hauptstadt widerstandsfähig. In den Metrostationen, die auch als Luftschutzbunker genutzt werden, organisieren Freiwillige Hilfen, verteilen Decken und warme Mahlzeiten. Cafés und Geschäfte öffnen, sobald es die Lage erlaubt, als Geste des Überlebenswillens.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj warnte erneut, dass ohne weitere Unterstützung aus dem Westen die Lage eskalieren könnte. Vor allem Luftabwehrsysteme seien entscheidend, um die Zivilbevölkerung zu schützen. Die NATO-Staaten diskutieren derweil über weitere Hilfen – doch währenddessen sterben in Kiew weiterhin täglich Menschen durch Raketen und Trümmerteile.
Für die Menschen vor Ort ist die Hölle längst Realität. Und obwohl viele versuchen, sich an den Dauerbeschuss zu gewöhnen, ist das Leid nicht zu übersehen: zerstörte Häuser, Tränen bei Beerdigungen, stille Trauer in überfüllten Notunterkünften. Kiew lebt – aber in einem Zustand zwischen Hoffnung und Hölle.