Im Westjordanland wurde ein deutsches Fernsehteam von extremistischen Siedlern angegriffen.
Im Westjordanland wurde ein deutsches Fernsehteam von extremistischen Siedlern angegriffen
Ramallah/Berlin – Ein deutsches Fernsehteam ist im besetzten Westjordanland Opfer eines gewalttätigen Angriffs geworden. Laut Angaben des Auswärtigen Amtes sowie des betroffenen Senders ereignete sich der Vorfall am vergangenen Freitag in der Nähe der Stadt Hebron. Die Journalist*innen waren dort unterwegs, um über die angespannte Lage in der Region zu berichten, als sie von einer Gruppe radikaler israelischer Siedler angegriffen wurden.
Nach Angaben des Senders bestand das Team aus einem Kameramann, einer Reporterin und einem Sicherheitsberater. Die Gruppe sei gegen Mittag auf einer Landstraße unterwegs gewesen, als mehrere maskierte Personen sie anhielten, verbal bedrohten und schließlich tätlich angriffen. Dabei wurden Ausrüstungsgegenstände beschädigt, und der Kameramann erlitt leichte Verletzungen. Das Team konnte sich letztlich in ein Fahrzeug retten und fliehen.
Das Auswärtige Amt in Berlin bestätigte den Vorfall und erklärte, man sei in engem Kontakt mit der israelischen Regierung. Eine Sprecherin des Ministeriums sagte am Sonntag: „Wir verurteilen diesen Angriff auf das Schärfste. Die Sicherheit von deutschen Staatsangehörigen und insbesondere von Medienschaffenden muss gewährleistet sein.“ Man habe um „eine lückenlose Aufklärung“ gebeten.
Die israelische Polizei teilte mit, dass eine Untersuchung eingeleitet wurde, machte jedoch zunächst keine Angaben zu möglichen Festnahmen. Menschenrechtsorganisationen wie B’Tselem und Human Rights Watch äußerten sich ebenfalls besorgt. „Dieser Angriff ist kein Einzelfall, sondern Teil eines größeren Problems wachsender Gewalt von Siedlern gegen Palästinenser und auch gegen internationale Beobachter und Journalisten“, erklärte ein Sprecher von B’Tselem.
Die Region rund um Hebron gilt als besonders konfliktreich. Dort leben mehrere hundert radikale Siedler inmitten einer palästinensischen Bevölkerung von rund 200.000 Menschen. Immer wieder kommt es dort zu Spannungen, Übergriffen und Ausschreitungen. Die Gewalt hat sich seit dem 7. Oktober 2023, als der Gaza-Krieg eskalierte, noch weiter verschärft. Laut den Vereinten Nationen haben sich Angriffe von Siedlern auf Palästinenser in den vergangenen Monaten verdreifacht.
In Berlin forderten mehrere Parteien eine klare Reaktion. Die Grünen-Abgeordnete Agnieszka Brugger schrieb auf X (vormals Twitter): „Der Schutz der Pressefreiheit muss auch in Konfliktgebieten oberste Priorität haben. Israel steht in der Verantwortung, diese Taten zu ahnden.“ Auch Vertreter der SPD und Linken äußerten sich ähnlich.
Der betroffene Fernsehsender kündigte an, trotz des Vorfalls weiter aus der Region berichten zu wollen – allerdings mit erhöhten Sicherheitsvorkehrungen. Die Reporterin selbst zeigte sich erschüttert, aber entschlossen: „Wir lassen uns nicht einschüchtern. Es ist wichtiger denn je, genau hinzuschauen und zu berichten.“