Mehrere falsche Drohungen: Polizei stellt fest, dass der Anführer der Grazer Schießerei ein 23-jähriger Psychopath ist
Mehrere falsche Drohungen: Polizei stellt fest, dass der Anführer der Grazer Schießerei ein 23-jähriger Psychopath ist
Graz – Die Ermittlungen rund um die blutige Schießerei im Grazer Bezirk Eggenberg haben nun eine erschreckende Wendung genommen. Wie die Landespolizeidirektion Steiermark am Dienstagmorgen bestätigte, wurde der mutmaßliche Anführer der bewaffneten Gruppe identifiziert: Es handelt sich um einen 23-jährigen Mann, der laut psychiatrischem Gutachten als „psychopathische Persönlichkeit mit ausgeprägtem Hang zur Manipulation und Gewaltverherrlichung“ eingestuft wurde.
Die Schießerei, die sich am vergangenen Freitagabend ereignet hatte, forderte zwei Schwerverletzte und sorgte für massive Polizeieinsätze in mehreren Stadtteilen. Anfangs ging man von einem eskalierten Bandenstreit aus. Doch neue Erkenntnisse zeichnen ein anderes Bild: Der junge Mann soll nicht nur gezielt die Konfrontation mit anderen Gruppen gesucht haben, sondern zuvor auch mehrfach falsche Bombendrohungen in Graz verbreitet haben – offenbar, um Panik zu stiften und Sicherheitskräfte zu binden.
„Die Serie an anonymen Drohungen seit Mitte Mai war kein Zufall. Wir gehen davon aus, dass der Beschuldigte ein klares Muster verfolgt hat: Verunsicherung schaffen, Chaos stiften, Aufmerksamkeit erlangen“, erklärte Polizeisprecherin Karin Huber bei einer Pressekonferenz. Allein in den letzten drei Wochen wurden fünf Drohungen gegen Schulen, Einkaufszentren und öffentliche Verkehrsknotenpunkte gemeldet – alle stellten sich als falsch heraus. Die nun laufende forensische Auswertung der Sprachmuster und technischen Spuren führte schließlich zu dem 23-Jährigen, der auch über diverse Social-Media-Kanäle seine Aktionen dokumentierte.
Laut Angaben der Polizei habe der Mann gezielt andere junge Männer mit kruden Verschwörungstheorien und dem Versprechen auf „Ruhm im Kampf gegen das System“ rekrutiert. Die Gruppe hatte sich laut Ermittlungen regelmäßig in leerstehenden Gebäuden getroffen und sich dort auf mögliche „Einsätze“ vorbereitet. Neben Schreckschusspistolen und selbstgebastelten Waffen fanden die Ermittler auch NS-verherrlichendes Propagandamaterial und detaillierte Skizzen von möglichen Anschlagsorten.
Die Staatsanwaltschaft hat mittlerweile ein umfassendes Ermittlungsverfahren eingeleitet, unter anderem wegen versuchter schwerer Körperverletzung, Verstoß gegen das Waffengesetz, Bildung einer kriminellen Vereinigung und Störung der öffentlichen Ordnung. Der Beschuldigte sitzt derzeit in Untersuchungshaft und verweigert bislang jede Aussage.
Die Grazer Bevölkerung zeigt sich angesichts der Enthüllungen geschockt. Bürgermeisterin Elke Kahr äußerte sich betroffen: „Es ist erschütternd, dass ein so junger Mensch zu solchen Taten fähig ist. Wir müssen als Gesellschaft Wege finden, gefährdete Menschen frühzeitig zu erkennen und aufzufangen.“
Die Polizei bittet weiterhin um Hinweise aus der Bevölkerung. Insbesondere sucht man nach Zeugen, die zwischen dem 10. und 31. Mai verdächtige Beobachtungen im Umfeld von Schulen oder größeren Menschenansammlungen gemacht haben.