Mobbing gegen Lehrer: “Du Schwuler, geh weg. Der Islam ist hier der Chef”
Mobbing gegen Lehrer: “Du Schwuler, geh weg. Der Islam ist hier der Chef”
Ein erschütternder Fall von Mobbing gegen einen Lehrer sorgt derzeit bundesweit für Entsetzen. An einer Berliner Schule wurde ein homosexueller Lehrer monatelang systematisch von einigen Schülern beleidigt, bedroht und ausgegrenzt – mit homophoben und religiös motivierten Aussagen wie: „Du Schwuler, geh weg. Der Islam ist hier der Chef.“ Der Vorfall wirft ein grelles Licht auf ein wachsendes gesellschaftliches Problem: die Radikalisierung jugendlicher Gruppen und das Versagen von Integrations- und Bildungspolitik.
Der betroffene Lehrer, der aus Sicherheitsgründen anonym bleiben möchte, hatte sich ursprünglich auf seine Stelle gefreut – eine multikulturelle Schule mit diversen sozialen Herausforderungen, aber auch vielen engagierten Schülern. Doch schon nach wenigen Wochen begannen die ersten verbalen Angriffe. In WhatsApp-Gruppen und auf dem Schulhof wurde er zur Zielscheibe. Aussagen wie „Allah hasst Schwule“ oder „Du bist ein Fehler“ gehörten bald zum Alltag. Der Lehrer wandte sich mehrfach an die Schulleitung – jedoch ohne Erfolg. Die Reaktion: Man wolle „keine kulturellen Konflikte provozieren“.
Besonders brisant: In mehreren Fällen sollen die beleidigenden Schüler von älteren Brüdern und Eltern in ihren Aussagen bestärkt worden sein. Einmal sei er auf dem Heimweg sogar verfolgt worden. Die Polizei wurde erst nach Monaten eingeschaltet – zu spät, sagen viele. Inzwischen ist der Lehrer krankgeschrieben, psychologisch in Behandlung und denkt über einen Berufswechsel nach.
Die Reaktionen in Politik und Gesellschaft lassen nicht lange auf sich warten. Bildungsministerin Bettina Stark-Watzinger zeigte sich empört: „Lehrer sind keine Zielscheiben. Schulen müssen sichere Orte sein – für alle.“ Der Fall löste eine breite Debatte aus über Integration, Religionsfreiheit, aber auch die Grenzen der Toleranz. Während konservative Stimmen schärfere Maßnahmen gegen religiös motivierten Extremismus fordern, plädieren andere für mehr Aufklärung und Dialog.
Soziologen und Lehrerverbände warnen jedoch vor Pauschalisierungen. „Nicht der Islam ist das Problem, sondern eine bestimmte Auslegung in patriarchalischen Familienstrukturen“, erklärt Migrationsforscherin Lamya Kaddor. „Wir brauchen keine Symbolpolitik, sondern konkrete Strategien an Schulen.“
Der Fall zeigt eindrucksvoll, wie dringend Handlungsbedarf besteht – nicht nur auf politischer Ebene, sondern auch im Schulalltag. Lehrkräfte fordern Fortbildungen im Umgang mit religiösem Mobbing, eine klare Haltung von Schulleitungen und mehr Unterstützung durch Schulpsychologen und Sozialarbeiter.
Ob der betroffene Lehrer zurück in den Schuldienst kehrt, ist ungewiss. Doch sein Fall hat eines bewirkt: Er hat eine Debatte angestoßen, die längst überfällig war. Denn wer wegsieht,