Vier Unfalltote nahe Leipzig: Fahrlässige Tötung? Staatsanwaltschaft klagt Busfahrer an
Vier Unfalltote nahe Leipzig: Fahrlässige Tötung? Staatsanwaltschaft klagt Busfahrer an
Ein schwerer Verkehrsunfall nahe Leipzig erschüttert derzeit ganz Sachsen: Vier Menschen verloren ihr Leben, mehrere weitere wurden teils schwer verletzt. Nun hat die Staatsanwaltschaft Anklage gegen den verantwortlichen Busfahrer erhoben – wegen fahrlässiger Tötung und fahrlässiger Körperverletzung.
Der Unfall ereignete sich laut Polizeiangaben an einem regnerischen Sonntagabend auf der Bundesstraße 2, wenige Kilometer südlich von Leipzig. Ein Linienbus, der mit mehr als 30 Fahrgästen besetzt war, kam in einer langgezogenen Kurve von der Fahrbahn ab und kollidierte frontal mit einem entgegenkommenden Kleintransporter. Durch die Wucht des Aufpralls wurde der Transporter auf die Seite geschleudert, während der Bus gegen eine Leitplanke prallte. Vier Insassen des Transporters starben noch an der Unfallstelle, darunter auch ein Jugendlicher.
Zahlreiche Rettungswagen und ein Hubschrauber eilten sofort zur Unfallstelle. Mehrere Businsassen erlitten Verletzungen, einige von ihnen mussten stationär im Krankenhaus behandelt werden. „Es war ein Bild des Schreckens“, sagte ein Sprecher der Feuerwehr Leipzig. „Überall lagen Trümmerteile, Menschen schrien, die Situation war chaotisch.“
Die Ermittlungen konzentrierten sich von Beginn an auf den Busfahrer, einen 52-jährigen Mann aus der Region. Laut den Ermittlern hatte er offenbar zu spät gebremst und war mit überhöhter Geschwindigkeit in die Kurve gefahren. Zudem gebe es Hinweise, dass er kurz vor dem Unfall mit seinem Mobiltelefon beschäftigt war. Ein erster Gutachterbericht deutet darauf hin, dass Unaufmerksamkeit eine entscheidende Rolle gespielt haben könnte.
Die Staatsanwaltschaft Leipzig hat daher nun offiziell Anklage erhoben. „Wir gehen von fahrlässiger Tötung in vier Fällen sowie fahrlässiger Körperverletzung in mehreren Fällen aus“, erklärte Oberstaatsanwältin Katrin Berger am Dienstag. Der Fahrer selbst äußerte sich bislang nicht öffentlich, ließ über seinen Anwalt jedoch mitteilen, er könne sich an die entscheidenden Sekunden des Unfalls nicht erinnern.
Die Anklage sorgt für heftige Diskussionen in der Bevölkerung. Viele Angehörige der Opfer fordern eine harte Bestrafung. „Vier Leben sind ausgelöscht – wir erwarten Gerechtigkeit“, sagte die Schwester eines der Verstorbenen gegenüber lokalen Medien. Andere Stimmen mahnen jedoch zur Zurückhaltung. „Jeder kann Fehler machen, auch ein Busfahrer. Wir sollten das Gerichtsurteil abwarten“, so ein Leipziger Anwohner.
Die Verkehrsgewerkschaft zeigte sich besorgt über den Druck, unter dem Busfahrer oft stünden. Schichtdienste, enge Fahrpläne und Zeitdruck seien häufige Ursachen für riskantes Verhalten am Steuer. „Es darf nicht sein, dass die Sicherheit der Fahrgäste durch wirtschaftlichen Druck gefährdet wird“, erklärte ein Sprecher der Gewerkschaft.
Das Landgericht Leipzig will in den kommenden Wochen entscheiden, ob es zur Hauptverhandlung kommt. Sollte der Busfahrer verurteilt werden, drohen ihm mehrere Jahre Haft. Für die Angehörigen der Opfer bleibt die Tragödie jedoch ein Verlust, den kein Urteil der Welt aufwiegen kann.